Take a child into theatre March 20

  • 2021

Botschaft der Präsidentin der ASSITEJ International, Yvette Hardie (Südafrika) zum Welttag des Theaters für junges Publikum am 20. März 2021.

Die ASSITEJ International feiert diesen Tag seit 2001 jeweils am 20. März und seit 2012 unter dem Motto "Take a Child to the Theatre Today". Das Motto ist eine Aufforderung, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu den Künsten zu ermöglichen. Es verweist dabei auf die Verantwortung von Institutionen und Entscheidungsträger*innen, Sponsor*innen und Ticketkäufer*innen, damit Kunsterlebnisse für junges Publikum möglich werden. Aber in diesem Jahr, in dem die Welt eine andere war, sich nicht mehr in ihren gewohnten Bahnen zu drehen schien, in dem sich so viel verändert hat für Künstler*innen, Festivals, Theater, Familien, Schulen und im Alltag von Kindern und Jugendlichen, konnten wir nicht mehr mit der gleichen Gewissheit fordern: "Geh heute mit einem Kind ins Theater."

Das lag nicht daran, dass die Künste oder das Theater weniger wichtig waren - sie waren, wie die Statements der jungen Leute zum Welttag zeigten, wichtiger denn je -, sondern daran, dass die Art und Weise, wie wir solche gemeinsamen Erfahrungen machten sich verändert hatte.

Daher wollte ich in diesem Jahr den Welttag des Theaters für junges Publikum nutzen, um den unermesslichen Reichtum an Talent, Kreativität, Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und die unendliche Hartnäckigkeit und Entschlossenheit zu würdigen, mit denen die Künstler*innen neue Wege gefunden haben, um den Kontakt zu ihrem Publikum zu halten. Sie haben Geschichten auf Facebook erzählt und den Live-Chat zur Interaktion genutzt. Sie haben Theatererlebnisse für Kinder zu Hause geschaffen, sei es als Aufnahme oder Live-Stream. Sie haben in Gärten, Parks und auf Parkplätzen ebenso gespielt wie am Fenster. Sie haben Wohnungen und Kinderzimmer in magische Räume verwandelt, die es zu erkunden und zu entdecken galt und die die Phantasie anregten. Sie haben Labore und Online-Bibliotheken voller Theater geschaffen und alltägliche Kommunikation über Telefon, Whatsapp, Tiktok oder Instagram zu Theater gemacht. Sie haben Theatererfahrungen per Post verschickt, Material und Ideen geteilt und das Lernen zu Hause unterstützt. Sie haben sich künstlerisch mit der Pandemie auseinandergesetzt und Aufführungen vorbereitet für die Zeit, wenn Treffen in Kopräsenz wieder möglich waren. Sie haben Festivals, Lesungen, Ferienaktivitäten und Workshops online durchgeführt. Sie haben Lobbyarbeit gemacht, Allianzen geschmiedet, demonstriert, Petitionen eingereicht und zusammengehalten. Sie haben solidarisch gehandelt und die Kunst auf die Strasse gebracht, ihre Kreativität auf viele Arten bewiesen.

Auf dem Weg in eine unbekannte Zukunft baten wir nun alle, denen es am Herzen lag, dass Kinder und Jugendliche Zugang zum phantastischen Reichtum der Künste erhielten, dass sie immer neue Wege finden würden, die Begegnung zwischen Theater und seinem jungen Publikum wieder zu ermöglichen. Denn eines ist sicher: Theater ist notwendiger denn je. Im Theater können wir uns wieder miteinander verbinden, Wunden heilen. Wir stellen uns etwas aufs Neue vor, verbinden Dinge aufs Neue, entdecken unsere Widerstandskraft aufs Neue. Wir erinnern uns aufs Neue an die Menschlichkeit, die uns verbindet. Und es sind die Künstler*innen in uns allen, die all dies ermöglichen.